Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

ADHS bei Kindern: Symptome und Behandlung

ein zirka 10-jähriger Junge klettert an einem Ast

Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom 

ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom. Sie ist eine der häufigsten psychischen Auffälligkeiten im Kinders- und Jugendalter. Laut Bundesgesundheitsministerium sind zwei bis sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen davon betroffen. Hauptsymptome sind Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und Impulsivität.  

ADHS kann eine große Herausforderung für die betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie ihre Familien darstellen: Konflikte und Schwierigkeiten im Alltag können die Lebensqualität negativ beeinflussen. Eine frühe Diagnose ist für eine Therapie sehr wichtig. Anzeichen sollten daher frühzeitig abgeklärt werden. Welche Symptome für ADHS sprechen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, lesen Sie hier.

 

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Symptome bei ADHS

Die Symptome von ADHS zeigen sich in jedem Lebensalter unterschiedlich. Erste Anzeichen fallen meist im Kindergarten auf und zeigen sich spätestens im Vorschulalter deutlicher und dauerhafter. Wie stark die Symptome ausgeprägt sind, wie sie sich im Laufe des Lebens entwickeln ist nicht voraussagbar. 

ADHS-Symptome lassen sich in drei Kernbereiche einteilen:

  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwächen

    Aufmerksamkeitsprobleme zeigen sich bei Kindern in der Regel anhand dieser Merkmale:

    • Dem Kind fällt es schwer sich auf eine Sache zu konzentrieren. Meist lassen sich Kinder mit ADHS sehr schnell von kleinen Dingen wie zum Beispiel von einem heruntergefallenen Stift des Nachbarn ablenken. Die Rückkehr zur Konzentration auf das Wesentliche fällt meist sehr schwer.
    • Beschäftigungen wie Malen oder Basteln mögen die betroffenen Kinder häufig nicht. Solche Aktivitäten strengen sie zu sehr an und es fehlt ihnen die Geduld.
    • Kinder mit einer beeinträchtigten Aufmerksamkeit machen häufig Flüchtigkeitsfehler bei Hausaufgaben oder anderen Arbeiten, sind nachlässig gegenüber Details.
    • Aufgabenstellungen, Klassenarbeiten oder andere andauernden Arbeiten können von Kindern mit ADHS nur schwer zu Ende gebracht werden.
    • Dem Lehrer aufmerksam zuzuhören, stellt eine enorme Herausforderung für das Kind dar.
    • Oftmals gehen Dinge verloren, ohne dass dies bemerkt wird oder es sich erinnern kann, wo die verschwundenen Sachen sind.

     

  • Impulsive Verhaltensweisen

    Kinder mit beeinträchtigter Impulskontrolle verhalten sich impulsiv, d.h. sie handeln ohne nachzudenken.

    • Kinder mit ADHS neigen dazu, unbedacht dazwischen zu reden oder in Spiele anderer hineinzuplatzen. Geduld, bis sie an der Reihe sind, haben sie meist nicht.  
    • Das Einordnen in eine Gemeinschaft fällt betroffenen Kindern schwer. Oft stören sie die geregelten Abläufe in Familie, Kindergarten und Schule.
    • Heftige Stimmungsschwankungen, eine allgemeine starke Reizbarkeit, Distanzlosigkeit und Wutausbrüche über geringfügige Ursachen sind ebenfalls mögliche Zeichen einer gestörten Impulskontrolle.

     

  • Ausgeprägte Unruhe

    Besonders im Kindesalter zeigt sich oft eine starke Unruhe mit Bewegungsdrang, eine sogenannte Hyperaktivität.

    • Im Unterricht wird daher jede Gelegenheit genutzt, Bewegung reinzubringen. Dazu zählen Dinge wie Stuhlkippeln oder Fußtrampeln.
    • Gemeinsame Mahlzeiten einzunehmen und dabei „still“ am Tisch zu sitzen, fällt Kindern mit ADHS schwer.
    • Hyperaktive Kinder klettern oft auf Gegenstände, auch in unpassenden Situationen.
    • Bei Jugendlichen und im Erwachsenenalter nimmt das "Zappeln" meist ab. Die nach außen sichtbare Hyperaktivitätsstörung kann dann in eine innere Unruhe und Rastlosigkeit übergehen.

     

2-jähriger Junge tobt unter der Bettdecke

Natürlich hat nicht jedes Kind, das einen starken Bewegungsdrang hat oder hin und wieder unaufmerksam ist, automatisch eine ADHS. Probleme in einem oder allen Bereichen können auch im normalen Entwicklungsverlauf auftreten

Kinder und Jugendliche mit ADHS unterscheiden sich von „gesunden“ Gleichaltrigen hinsichtlich des Ausmaßes und der Stärke der Probleme. Oftmals passen Kinder mit derartigen Auffälligkeiten nicht in das Muster, was die Norm in den entsprechenden Altersklassen vorgibt. Dadurch kann es im Alltag zu vielen Konflikten in Kita, Schule oder Zuhause kommen.  

 

Wie entsteht ADHS?

Die Ursachen und Entstehungsmechanismen der ADHS sind noch nicht vollständig geklärt. Man vermutet heute, dass Hauptursachen für ADHS in Veränderungen der Funktionsweise des Gehirns zu suchen sind. Diese geht mit einem Über- oder Unterangebot von Botenstoffen (Neurotransmittern) in bestimmten Gehirnregionen einher. Bei ADHS sind dabei vor allem die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin von besonderer Bedeutung. Sie sind wesentlich daran beteiligt, das Zusammenwirken von Motivation, Emotion, Kognition und Bewegungsverhalten neuronal zu realisieren bzw. zu steuern.

Gründe dafür liegen wahrscheinlich in der Kombination verschiedener Einflussfaktoren.

  • Erbliche Vorbelastung

    Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass die genetische Verlagerung eine große Rolle spielt. So passiert es nicht selten, dass Kinder von ADHS-Patienten oder ADHS-Patientinnen ebenfalls an der psychischen Störung leiden. 

  • Komplikationen und Belastungen während der Schwangerschaft und Geburt   

    Der Konsum von Nikotin, Alkohol oder andere Drogen während der Schwangerschaft sowie ein Sauerstoffmangel bei der Geburt erhöhen vermutlich das Risiko des Kindes, später an ADHS zu erkranken. Auch zentralnervöse Infektionen während der Schwangerschaft, Schädelhirntraumen oder Verletzungen sowie Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt werden mit späteren ADHS-typischen Auffälligkeiten in Verbindung gebracht.

  • Umweltfaktoren

    Psychosoziale Einflüsse sind zwar nicht die ausschließliche Ursache von ADHS, können aber den Verlauf und die Stärke der Symptome beeinflussen.  Zu den so genannten psychosozialen Risikofaktoren zählen zum Beispiel:

    • Unvollständige Familie, d.h. Aufwachsen mit einem alleinerziehenden Elternteil oder ohne Eltern
    • Psychische Erkrankung eines Elternteils
    • Familiäre Instabilität

     

Mutter hilft ihrer zirka 7-jährigen Tochter bei den hausaufgaben


Viele Eltern zweifeln zunächst an sich selbst und stellen ihre Erziehung in Frage. Diese Selbstzweifel sind unbegründet. Nur in den seltensten Fällen gilt die Erziehung als Ursache einer ADHS. Haben Sie dennoch das Gefühl, mit der Erziehung Ihrer Kinder überfordert zu sein oder mit dem Verhalten Ihres Kindes nicht umgehen zu können, so wenden Sie sich an entsprechende Beratungsstellen. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vor Ort helfen Ihnen gern, dass Sie und ihr Kind wieder einen guten Draht zueinander bekommen. Gerade im Verlauf einer diagnostizierten ADHS ist der richtige Umgang mit dem Kind elementar, um die Symptome nicht unnötig zu verschlimmern. 

So wird ADHS diagnostiziert

Erscheinen Ihnen die Verhaltensauffälligkeiten Ihres Kindes als nicht normal und heben sich stark von anderen Kindern ab, so ist eine Vorstellung in der behandelnden Kinderarztpraxis ratsam. Zur weiteren Diagnostik wird man Sie in eine entsprechende Facharztpraxis der Kinder- und Jugendpsychiatrie überweisen. Gelegentlich werden Verhaltensauffälligkeiten während einer U-Untersuchung sowie bei den J- Untersuchungen festgestellt.  

Bei Verdacht auf eine ADHS bedarf es einer gründlichen Abklärung durch einen Kinder- und Jugendpsychiater oder einen erfahrenen Kinder- und Jugendarzt, der sich auf Diagnostik und Behandlung von ADHS spezialisiert hat. Es bedarf einer großen Erfahrung, um die Störungsmerkmale von altersgemäßen, typischen Verhaltensweisen und anderen Krankheiten zu differenzieren.

Wichtige Bausteine zur Diagnosestellung sind:

  • Umfassende Anamnese: In einem umfassenden Gespräch stellt der Arzt oder die Ärztin Fragen zur Lebenssituation Ihres Kindes, zur Vorgeschichte seiner Erkrankung, die Auswirkungen der Symptome auf das tägliche Leben und eventuelle weitere Fälle von ADHS in Ihrer Familie.
  • Körperliche Untersuchung: Bei der ärztlichen Untersuchung überprüft der Arzt oder die Ärztin unter anderem die körperliche Entwicklung und die Sinnesorgane Ihres Kindes. Das dient vor allem dazu, andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.
  • Testpsychologische Untersuchungen: Auch testpsychologische Untersuchungen unterstützen die Diagnosestellung. Dazu gehören beispielsweise Intelligenz- und Aufmerksamkeitstests oder genormte Tests zur Überprüfung der schulischen Fähigkeiten. Außerdem können Informationen von verschiedenen Bezugsquellen des Kindes gesammelt werden. Dazu erhalten Eltern, Lehrpersonen, Erzieherinnen und Erzieher sowie andere Betreuungspersonen spezielle ADHS-Fragebögen, um Verhaltensauffälligkeiten genau zu dokumentieren.

 

 

Behandlungsoptionen bei ADHS

Mutter mit ihrem 3-jährigen Sohn bei einer ADHS-Expertin

 

Liegt eine gesicherte ADHS-Diagnose vor, ist die Störung in vielen Fällen gut behandelbar. Als erklärtes Therapieziel steht an erster Stelle für alle Beteiligten eine Verbesserung der Lebensqualität. 

Für die Behandlung kommen psychosoziale, pädagogische, psychotherapeutische und medikamentöse Maßnahmen in Frage, die sich als einzelne Bausteine im Rahmen eines Gesamtbehandlungskonzeptes ergänzen können.

Die optimale Behandlung hängt von den individuellen Bedürfnissen des Kindes ab und sollte in enger Zusammenarbeit zwischen Eltern, Lehrern beziehungsweise Erziehern und medizinischem Fachpersonal festgelegt werden.

  • Elternschulungen

    Mütter und Väter lernen zunächst mehr über ADHS und welche Verhaltensweisen beeinflussbar sind, welche das Kind selbst ändern kann und welche nicht. Außerdem werden Strategien vermittelt, um das Verhalten ihres Kindes besser zu verstehen und zu unterstützen.

  • Schulische Maßnahmen

    Anpassungen im schulischen Umfeld können helfen, den individuellen Bedürfnissen des Kindes gerecht zu werden. Bei Schulkindern wird u.a. mit der Schule, den Schulbehörden und den Eltern bei der Platzierung des Kindes zusammengearbeitet, um eine Schule oder Klasse zu finden, die der grundlegenden schulischen Leistungsfähigkeit des Kindes entspricht. Eine Sonderbeschulung ist häufig nicht notwendig.  Erklären sich Erzieher beziehungsweise Lehrer zur aktiven Unterstützung bereit, wird hier wie beim Elterntraining mithilfe von speziellen verhaltenstherapeutischen Techniken die Anwendung positiver Verstärkung und negativer Konsequenzen bei Problemverhalten trainiert.

  • Verhaltenstherapie

    Verhaltenstherapie ist eine wichtige Komponente in der Behandlung von ADHS. Sie zielt darauf ab, positive Verhaltensweisen zu fördern und problematisches Verhalten zu reduzieren. Techniken können Belohnungssysteme, Zeitmanagementstrategien und soziale Kompetenztrainings beinhalten.

  • Behandlung mit Medikamenten

    In manchen Fällen kann nach umfassender Beratung bei Kindern und Jugendlichen ab sechs Jahren eine medikamentöse Behandlung in Frage kommen. Das ist der Fall, wenn:

    • die ADHS-Symptomatik stark ausgeprägt ist und die schulische Leistungsfähigkeit, die Freizeitaktivitäten des Kindes oder Jugendlichen oder das Zusammenleben in der Schule, in der Familie oder mit Freunden erheblich beeinträchtigt.
    • im Rahmen einer Verhaltenstherapie die ADHS-Symptomatik sich nicht hinreichend verbessern lässt und beeinträchtigende ADHS-Symptome weiterhin bestehen.

    Zu Beginn einer medikamentösen Therapie muss überprüft werden, ob beim individuellen Patienten die medikamentöse Therapie die gewünschten Besserungen zeigt und welches Medikament in welcher Dosierung für diesen Patienten optimal ist. Außerdem ist auf Nebenwirkungen zu achten.

     

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